Zigarren-Genus
- Zigarren richtig lagern
- Zigarren richtig anschneiden
- Zigarren richtig anzünden
- Zigarren richtig geniessen
- Zigarren-Aromen identifizieren
- Zigarren wieder anzünden und "letzte Ruhe"
Zigarren richtig lagern
Für handgerollte Qualitäts-Zigarren ist die fachgerechte Lagerung von grosser Bedeutung. Eine unsachgemässe Lagerung hat die Bildung von Schimmel oder das Austrocknen der Zigarren zur Folge. Eine Temperatur von ca. 20 Grad Celsius mit einer relativen Luftigtfeuchtigkeit von 70% sind optimal. Wichtig hierbei: ausschlaggebend ist die relative Feuchtigkeit von 70% und nicht etwa die genau eingehaltene Temperatur von 20° Celsius. Zwar ist dies der "Wunschwert", die Temperatur kann aber durchaus zwischen 16°C und 28°C betragen, solange der Wert von 70% relativer Feuchtigkeit konstant gehalten wird. Diese Tatsache hängt damit zusammen, dass Wasser bei höherer Temperatur eine höhere Bewegungsenergie (kinetische Energie) hat und sich deshalb nicht mehr so leicht an die Zigarre bindet. Vergessen Sie die wilden Theorien, wonach die relative Luftfeuchtigkeit mit sinkender Temperatur höher sein muss, und bei steigender Temperatur niedriger. Sie brauchen sich nur eines zu merken: 70% relativer Feuchtigkeit in einem Temperaturbereich von 16-28° C ist o.k.
Für die korrekte Lagerung von Zigarren wird ein Humidor mit gutem Befeuchtungssystem benötigt. Das kann ein passiv arbeitender Acrylpolymer-Befeuchter sein oder, besser, ein elektronisch geregeltes, per Ventilator oder Pumpe aktiv regulierendes Befeuchtungssystem wie etwa der CigarSpa. Solche Systeme halten eine konstante, optimale Luftfeuchtigkeit, so dass sich ihre wertvollen Zigarren so richtig wohl fühlen. Wöchentliches kurzes Lüften des Humidors wird empfohlen, damit Ihre Zigarren nachreifen können und unerwünschte Geruchsbildung vorgebeugt wird. So vergessen Sie auch nicht das Befeuchtungssystem mit destillatgleichem (entmineralisiertes, keimfreies Wasser) oder destilliertem Wasser nachzufüllen. Leicht ausgetrocknete Zigarren können nach einigen Tagen im Humidor durchaus wieder genossen werden. Ist eine Zigarre aber total ausgetrocknet, ist sie für den Genuss verloren.
Halten Sie Ihre Zigarren frei von Fremdgerüchen welche vom Tabak ansonsten schnell aufgenommen werden. Auf dem Fensterbank oder Kaminsims präsentiert sich Ihr Humidor zwar vorzüglich ist aber nicht ratsam wegen den Temperaturschwankungen. Einige Aficionados lassen vor dem Genuss die neu erworbenen, fabrikfrischen Zigarren ohne Schutzfolie oder Tubo zuerst für ein paar Wochen im Humidor nebeneinander "verheiraten".
Die Behauptung, Zigarren verlören durch mehrjährige Lagerung an Geschmack und Aroma, ist grundfalsch, für grosse Formate auf jeden Fall, aber auch mittlere Zigarren-Formate können durch Lagerung markant an Aroma hinzugewinnen. Wer sich ernsthaft mit dem Thema 'Zigarrenreifung' auseinandersetzt weiss dies, und wer schon einmal eine zehn oder gar zwanzig Jahre lang gereifte Havana-Zigarre genossen hat, wird kaum passende Worte finden, deren Aroma-Komplexität zu beschreiben. Es ist wie beim Wein; ein dreissig Jahre alter Bordeaux hat ein anderes Aromaprofil und eine viel grössere Komplexität, als der gleiche Wein nach zwei oder fünf Jahren. In welcher Phase dieser Wein dem Geniesser am besten schmeckt, ist von Individuum zu Individuum verschieden, und das trifft genau so auf die Zigarre zu, ganz nach dem Motto: de gustibus non est disputandum (über Geschmäcker streitet man nicht), und bei Zigarren schon gar nicht...
Zigarren richtig anschneiden
Alle handgemachten Zigarren müssen an ihrem geschlossenen Ende, dem Kopf, geöffnet werden. Viele Kubaner und Spanier beissen den Kopf einfach auf. Davon kann man nur abraten, da die Gefahr, dabei das Deckblatt zu zerreissen, zu gross ist. Zigarren müssen angeschnitten werden; wie Sie das praktizieren, bleibt Ihnen überlassen. Der Schnitt sollte sauber und gleichmässig sein, denn er ist Voraussetzung dafür, dass die Zigarre richtig zieht. Hierfür gibt es zahlreiche technische Vorrichtungen, von den einfachen Taschen-Guillotinen (mit einfacher oder doppelter Klinge) bis zu extravaganten, teilweise schwierig zu handhabenden Zigarren-Scheren. Genau so gut können Sie allerdings auch ein weniger erhabenes, aber scharfes Taschenmesser verwenden. Egal was immer Sie verwenden - es muss auf alle Fälle scharf sein. Man sollte niemals den ganzen Kopf oder sogar mehr entfernen, denn so ruiniert man das Deckblatt der Zigarre; zwei Millimeter des Zigarren-Kopfes (der Kappe), genügen für ein ungetrübtes Raucherlebnis.
Zigarren richtig anzünden
Das Anzünden einer Zigarre ist ein feierlicher Akt von grosser Tragweite. Richtig macht man es, wenn die Flamme niemals die Zigarre berührt. Zum Anzünden einer Zigarre kann man Streichhölzer oder ein Gasfeuerzeug verwenden (niemals ein Benzinfeuerzeug, denn es verdirbt das Aroma). Sehr gut geeignet für Zigarren sind Jet-Feuerzeuge. Die Art und Weise, wie Sie eine Zigarre anzünden, beeinflusst ihren Geschmack und wie die Zigarre abbrennt. Man sollte sich daher Zeit lassen. Man hält die Zigarre in einem Winkel von 45 Grad über der Flamme in der Hand. Dabei nie direkt in die Flamme halten, sondern etwas von der Flammenspitze entfernt. Das gilt für alle Arten des Anzündens. Drehen Sie die Zigarre langsam, bis die gesamte Fläche des Endes gleichmässig Asche zeigt. Wenn Sie sehen, dass kleine Rauchschwaden in die Höhe steigen, führen Sie die Zigarre an die Lippen, ziehen ruhig und leicht, wobei Sie die Zigarre direkt über der Spitze der Flamme drehen. Nun sollte das Ende in Brand sein. Überprüfen Sie nun, ob der Brand der Zigarre gleichmässig ist, sonst brennt die Zigarre auf einer Seite schneller.
Zigarren richtig geniessen
Am besten schmecken Zigarren, wenn sie langsam geraucht werden. Man sollte nicht zu oft ziehen oder gar paffen, da die Zigarre sonst überhitzt, was einen bitteren Geschmack erzeugt. Inhalieren Sie niemals den Rauch. Behalten Sie den Rauch einfach einen köstlichen Augenblick lang im Mund, stossen Sie ihn wieder aus und beobachten Sie, wie er in die Luft steigt, in Ruhe, mit Gelassenheit, die Musse auskostend. Geniessen Sie den nussigen, würzigen, holzigen, ein wenig erdigen, starken oder leichten Geschmack des Zigarren-Rauches. Dieses Gefühl, der Geschmack einer guten Zigarre, und die Gedanken, die man dabei schweifen lässt, ist schwer in Worte zu fassen - probieren Sie es doch einfach aus. Eine genüsslich-langsam gerauchte Zigarre bietet ein Vergnügen von 30, 40, 45 Minuten, und bei grossen Formaten auch erheblich länger. Der Geschmack wandelt sich, während die Zigarre an Länge abnimmt. Mit der Zeit wird der Rauch stärker, und meist verändert sich der Geschmack, wenn es dem Ende der Zigarre zugeht. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, den Genuss der Zigarre zu beenden. Ein erfahrener Zigarren-Raucher erkennt, wann die Substanz einer Zigarre aufgebraucht ist und legt sie befriedigt beiseite.
Zigarren-Aromen identifizieren
Die Aromen-Vielfalt einer guten, handgerollten Zigarre ist mannigfaltig, und es ist nicht einfach bei der Bestimmung selbiger eine hohe Treffsicherheit zu erlangen. Um die Sache etwas zu vereinfachen, im folgenden die sieben Aromen-Gruppen, mit denen sich so gut wie jede Zigarre ziemlich treffsicher beschreiben lässt. Die Aromen innerhalb der Gruppen sind in der Reihenfolge ihrer bei Zigarren anzutreffenden Häufigkeit aufgeführt; das häufigste Aroma auf Platz eins etc.
Erdige Aromen
Feuchte Erde, Moos, Pilze, Humus.
Holzige Aromen
Zeder, Eiche, Süssholz, Harz.
Röst-Aromen
(Dunkle) Schokolade, Kakao, Kaffee, Karamell, getoastetes Brot.
Animalische Aromen
Leder, Stall, Moschus, Schaf
Fruchtige Aromen
Nüsse, Honig, tropische Früchte (Kokos, Mango, Papaya, Lychees)
Pflanzliche und herbale Aromen
Heu, Gras, Stroh
Würzige Aromen
Pfeffer, Vanille, Muskat, Zimt, rote und grüne Paprika
Zigarren wieder anzünden und die 'letzte Ruhe'
Was tun, wenn die Zigarre während des Rauchens ausgeht? Kein Problem! Natürlich wärmt man eine drei Tage alte Zigarre nicht wieder an, doch der gute Geschmack hindert uns nicht daran, eine Zigarre, die wir aus Unaufmerksamkeit haben ausgehen lassen, wieder zum Leben zu erwecken. Allerdings sollte man vorher das Zigarren-Ende mit Hilfe eines Streichholzes glätten.
Im Gegensatz zu einem weit verbreiteten Vorurteil, das der Asche der Zigarre eine Verbesserung des Zigarren-Brands zuspricht, ist diese zu nichts nutze. Es ist angebracht, sie mit einer leichten Neigung der Zigarre in den Aschenbecher zu befördern, und zwar durch leichtes drehen, nicht durch abklopfen.
Eine Zigarre verbrennt nicht vollständig und soll auf keine Fall ausgedrückt werden. Ist das zweite Drittel erreicht, wird die Zigarren-Glut ganz von allein schwächer und verglimmt langsam. Legen Sie die Zigarre in den Aschenbecher, wo sie nach kurzer Zeit ausgehen wird, lassen Sie sie in Würde 'sterben'. Eine gute Zigarre ist in erster Linie 'Rauch'. Nach deren Genuss sollten Sie die Überreste der Zigarre bald entfernen, da diese einen unangenehmen und schalen Geruch verbreiten.