Tabak-Anbau und Entstehung von Zigarren
- Der Anbau des Tabaks
- Die Mischung aus Sonne, Saat, Erde..
- Die Anbaugebiete des Tabaks
- Wissenswertes über den Tabak
Der Anbau des Tabaks
Niemand weiss genau, wann zum ersten Mal Tabak angebaut wurde, aber es gibt kaum Zweifel darüber, wo dies geschah. Sicher waren die Ureinwohner des amerikanischen Kontinentes die Ersten, die dieses Gewächs nicht nur kultivierten, sondern auch rauchten. Die auf Kuba ansässigen Taino- und Siboney-Indianer nannten die brennbare Pflanze 'Cohiba'. Bis zur berühmten Entdeckungsreise von Christopher Kolumbus im Jahre 1492 war dem Rest der Welt der Tabak unbekannt. Mit der Rückkehr der Eroberer kam die Pflanze nach Portugal und Spanien. Der Brauch des Rauchens verbreitete sich aber von Spanien aus vorerst nur in Adels- und Königshäusern. Ab 1717 wurden in Sevilla Zigarren aus kubanischem Tabak hergestellt, denen man auch gleich den Namen ,,Sevillas" gab. Schon bald wurde eine bessere Qualität verlangt, und so wurden die Sevillas durch die kubanischen Zigarren verdrängt. Mitte des 19. Jahrhunderts existierten bereits 9'500 Plantagen auf Kuba, und die Fabriken schossen wie Pilze aus dem Boden. Der wichtigste Exportmarkt war Amerika. Bereits damals wurde in den Räumen, in denen die Zigarren gerollt wurden, aus politischen, literarischen und anderen Schriften vorgelesen. Auch Werke von Dumas und Shakespeare wurden vorgetragen; die Marken Montecristo und Romeo y Julieta entstanden durch das Vorlesen dieser Novellen.
Die Mischung aus Sonne, Saat, Erde, Liebe und Sachverstand
Andere Länder wie z. B. Honduras, Dominikanische Republik, Nicaragua, Jamaica, USA, Italien, Holland und auch die Schweiz produzieren ebenfalls sehr gute Zigarren. Jede Region hat ihren eigenen Charakter im Geschmack der Zigarre. Es ist jedoch die spezielle geografische Lage, die Bodenbeschaffenheit, das Klima, die Leidenschaft und das Können, welches seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weiter gegeben wird, das der Havanna-Zigarre diese Einmaligkeit gibt. Aus diesem Grund wird in den folgenden Ausführungen auf Information, Eigenheitrn und Prozesse des cubanischen Anbaus und deren Produktion basiert. Das Gros der Informationen gilt aber auch für andere ZIgarren-Hernkunftsländer.
Seit einigen Jahren sprechen die Kubaner, wenn es um ihre Zigarren geht, nicht mehr von Puros oder Havannas, sondern von HABANOS. Habanos ist eine eingetragene Marke und gilt als Überbegriff aller Havanna-Marken. Der Name ist geografisch geschützt, wie beispielsweise auch Cognac, Champagne oder Scotch Whisky.
Die Anbaugebiete des Tabaks
Die besten Zigarren-Tabake der Welt wachsen auf den Vegas der Karibikinsel Cuba in der Region Vuelta Abajo, auf der Dominikanischen Republik in den Regionen Santiago und La Romana, in Nicaragua in den Regionen Esteli und Jalapa, sowie in Honduras in der Region Danli.
Wissenswertes über den Tabak
Obwohl die Tabakpflanze nicht essbar ist, wird sie im grossen Stil angebaut. Der wissenschaftliche Name des Tabaks ist Nicotiana, er stammt vom französischen Forscher Jean Nicot. Der Tabak gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), wie z. B. auch die Kartoffel, Tomate, Paprika und Kichererbse. Sie alle enthalten übrigens auch Nikotin, allerdings in geringer Konzentration. Charakteristisch für die Tabakpflanze ist die Pyramidenform, wobei sich die grössten Blätter am unteren Teil und die kleineren Blätter am oberen Teil der Pflanze befinden. Die Farbe der Blüten variiert zwischen weiss und rosa.
Das Klima
Die Tabakpflanze ist sehr abhängig von den Umweltbedingungen wie Temperatur, Sonneneinstrahlung und Feuchtigkeit. Am Besten gedeiht der Tabak bei Temperaturen zwischen 20 und 27 Grad Celsius. Frost und Temperaturen um 14 Grad verlangsamen sein Wachstum, obwohl die Pflanze Kälte bis minus 3 Grad für sehr kurze Zeit überstehen kann. Bei über 40 Grad würden die Blätter der Pflanze verbrennen.
Die drei Anbaumethoden
Tapado para capas naturales: Der Tabak wird unter weissen Tüllschleiern gezogen, welche direkt nach dem Auspflanzen von Männern auf Stelzen über die Felder gespannt werden. Das Ziel ist, übermässige Lichteinwirkung zu vermeiden, schädliche Insekten fern zu halten und die Setzlinge vor Wind zu schützen. Die kostbaren Deckblätter behalten so ihr glattes, seidiges und ebenmässiges Aussehen.
Tabaco del sol ensarto: Der Tabak wird der Sonne ausgesetzt, um eine grössere Vielfalt von Geschmacksrichtungen zu erhalten.
Tabaco rubio: Hier handelt es sich um künstlich getrockneten "blonden" Tabak, welcher für die Zigarrenproduktion verwendet wird.
Die zwei Sorten verwendeten Tabaks
Die Corojo-Pflanze für die delikaten Deckblätter
Benannt nach der berühmten El Corojo Vega-Plantage, wo ihr Saatgut entwickelt wurde, liefert diese Variante nur das Deckblatt (Capa), dessen Produktion mehr kostet als die Produktion aller anderen Tabaksorten in einer Habanos. Die Corojo Blätter sind am Stamm in sieben Ernteanteile gegliedert. Um die Sache noch zu komplizieren, werden die Deckblätter zusätzlich nach Farbe sortiert: Claro (hellbraun), Colorado Claro (mittelbraun), Colorado (dunkelbraun) und Maduro (schwarz). Die obersten Blätter sind normalerweise zu ölig für Deckblätter, sie werden meistens für die Einlage verwendet.
Die Criollo-Pflanze für die Einlage und das Umblatt
Die Criollo-Pflanze erzeugt vier von fünf Tabakblättern, die gemischt werden, um die Vielfalt der Geschmacks- variationen zu schaffen, die man in den zahlreichen, unterschiedlichen Habanos Marken findet. Der Criollo bringt eine vollendete Mischung hervor. Er ist der ursprünglichste Tabak in Kuba.
Der Tabakanbau
Nur die besten und widerstandsfähigsten Samenkörner werden verwendet. Damit der Tabak optimal gedeihen kann, benötigt er einen möglichst lockeren Boden. Die Felder müssen mehrere Male gepflügt werden, bevor im Oktober das Auspflanzen der Setzlinge beginnen kann. Die Pflänzchen sind zu diesem Zeitpunkt - 45 Tage nach der Aussaat - zwischen 15 und 20 cm hoch. Nach weiteren 45 bis 50 Tagen erreichen die Tabakpflanzen die volle Reife. Während dieser Zeit wird jede von ihnen regelmässig kontrolliert, Unkraut wird gejätet, Schädlinge werden bekämpft und Seitentriebe entfernt. Wenn alle Pflanzen ihre volle Höhe erreicht haben, werden die Blüten entfernt, damit die ganze Kraft in die Entwicklung der Blätter fliessen kann. Innerhalb von drei Monaten verwandelt sich ein 0.5 mm kleines Samenkorn in eine Pflanze von bis zu 2 Metern Höhe, welche total 2.3 m2 Tabak liefert.
Die Ernte
Die Ernte beginnt im Januar und erstreckt sich über einige Wochen. Der Tabak wird von Hand in sechs Durchgängen gepflückt, von denen jeder etwa sieben Tage dauert. Geerntet wird von unten nach oben, jeweils nur zwei oder drei Blätter pro Durchgang. Vom Umpflanzen der Setzlinge bis zum Ende der Ernte vergehen etwa 120 Tage, während dieser Zeit wird jede Pflanze durchschnittlich 170 Mal inspiziert; eine äusserst arbeitsintensive Angelegenheit.
Die Corojo-Ernte
Die obersten Blätter der Pflanze, die „Semi Corona" und „Corona" liefern die ausgeprägt aromatischen und gehaltvollen Teile für die Zigarrenproduktion. Im „Centro" findet man die schönsten und feinsten Blätter mit ausgeglichenem Aroma. Die feinste Blattqualität befindet sich im „Centro Fino". Die aromatisch weniger ausgeprägten unteren Blätter der Pflanze werden „Libre de Pie" und „Uno y Medio" genannt; sie haben besonders gute Brandeigenschaften.
Die Criollo-Ernte
Criollo-Pflanzen tragen sechs oder sieben Blattpaare, die in Ligero, Seco, Volado und Capote eingeteilt werden. Die jüngeren Blätter oben an der Pflanze sind der Sonne ausgesetzt, daher verfügen sie über ein stärkeres Aroma und einen höheren Nikotinanteil. Die Seco-Blätter aus der Pflanzenmitte sind etwas leichter. Die Blätter, die sich unten an der Pflanze befinden, haben das geringste Aroma, denn es handelt sich um die ältesten Blätter, die den meisten Schatten abbekommen haben. Sie werden vor allem als Füllmaterial verwendet.
Das Trocknen an der Luft
Die gebündelten Blätter werden zum Trocknen in die Trockenschuppen (Casas del Tabaco) gebracht. Diese sind nach Westen ausgerichtet, so dass die Sonne am Morgen das eine und am Nachmittag das andere Ende des Schuppens erwärmen kann. Temperatur und Luftfeuchtigkeit werden durch das Öffnen und Schliessen der Türen an beiden Enden sorgfältig geregelt. Mit Hilfe von Nadel und Schnur werden die Tabakblätter paarweise an Holzstangen (Cujes oder Poles) befestigt, welche in Bodennähe aufgehängt werden. Während des Trocknungsprozesses, der etwa 50 Tage dauert, werden diese nach und nach immer höher gehängt. Die Blätter werden zuerst gelb und nehmen dann durch die Oxydation die bekannte goldbraune Farbe an.
Die erste Fermentation
Die Tabakblätter werden in Bündeln (Gavillas) zusammen gepackt und in das Fermentationshaus gebracht. Hier werden sie zu Stapeln (Pilones) gehäuft, die mehr als drei FUSS hoch sind. Wenn die Temperatur des Tabaks über 35° Celsius steigt, löst man die Stapel auf und lässt die Blätter abkühlen, bevor sie wieder übereinander geschichtet werden. Die erste Fermentation dauert bis zu 30 Tagen. Dabei nehmen die Blätter eine gleichmässigere Farbe an, Harze werden reduziert, Ammoniak und andere unerwünschte Bestandteile werden ausgeschieden.
Das Entrippen und Aussortieren
Die Tabakblätter werden mit Wasser befeuchtet, um eine Verfärbung zu vermeiden. Anschliessend werden die Hauptrippen entfernt. Dann werden die Blätter - je nach Verwendungszweck, Farbe, Grösse und Qualität - sortiert. Das vollständige Entrippen und Aussortieren in bis zu 50 Kategorien erfolgt erst viel später in der Fabrik.
Die zweite Fermentation
Die Blätter werden wieder in Bündeln zusammen gefasst und in meterhohe Stapel (Burros) eingefügt. Der Tabak durchläuft eine chemische Veränderung, die seinen Geschmack und sein Aroma vorteilhaft zur Geltung bringt, während die restlichen Fremdstoffe abgebaut werden. Die zweite Fermentation ist stärker als die Erste und dauert bis zu 60 Tagen. Die Deckblätter werden am kürzesten fermentiert.
Die Lagerung
Nach einigen Ruhetagen auf Belüftungsgestellen wird der Tabak zu Ballen (Tercios) gepresst, welche mit Palmrinde oder Bananenblättern umwickelt werden. Diese Ballen werden an die örtlichen Sammelstellen geliefert, welche dem Staatsmonopol HABANOS unterstellt sind. Ab diesem Zeitpunkt übernimmt der Staat Kuba die Weiterverarbeitung des Tabaks. Die Tercios werden bis zu drei Jahren - für einige Formate sogar noch länger - in Lagerhäusern aufbewahrt, bis sie von den Zigarrenfabriken benötigt werden. Durch die Lagerung wird Geschmack und Aroma des Tabaks noch weiter verfeinert.
Die Vorbereitung des Tabaks
Die Deckblätter werden befeuchtet, damit sie geschmeidig und glatt sind; danach werden sie über Nacht aufgehängt, damit sich die Feuchtigkeit gleichmässig verteilen kann. Am nächsten Tag entfernen die Entripperinnen (Despallidores) die Mittelrippen, indem sie die Tabakblätter halbieren. Als nächstes werden die Blätter von den Sortiererinnen (Rezagadoras) nach Grösse, Farbe und Struktur in Stapel aussortiert. Umblatt und Einlage benötigen keine Befeuchtung. Die verschiedenen Blattarten haben unterschiedliche Reifezeiten; der Mischmeister überwacht aufmerksam die Entwicklung jeder Sorte. Danach kommen die Blätter in die Mischabteilung, wo unter strengen Sicherheitsvorkehrungen der Mischprozess stattfindet. Hier werden die sorgsam gehüteten Geheimrezepte für jede Habanos-Marke aufbewahrt. Den Zigarrenrollern (Torcedores) werden Mischungen ausgehändigt, die für die Herstellung von 50 Zigarren reichen.
Die Herstellung der Zigarren
Das Herz jeder Zigarrenfabrik ist die „Galera". Hier kreieren die Torcedores die verschiedenen Sorten und Formate. Die einzigen Werkzeuge sind ein Holztisch, eine scharfe Klinge (Chaveta), eine Guillotine, ein Töpfchen mit natürlichem pflanzlichen Klebstoff und - vor allem - die geschickten Finger. Jeder Torcedor ist in der Lage, täglich etwa 120 Zigarren zu rollen, welche die vorgeschriebenen Längen und Durchmesser perfekt einhalten. Muster seiner Arbeit werden von Qualitätskontrolleuren regelmässig überprüft. Werden die Zigarren nicht für gut befunden, ist das für den Torcedor eine ernste Angelegenheit, denn er wird nach Stück bezahlt.
Der Klimaraum
Von den Arbeitsplätzen kommen die Zigarren in den Escaparate (Klimaraum), der mit hohen Zedernholzregalen ausgestattet ist. Für mindestens drei Wochen, manchmal auch für mehrere Monate, werden die Zigarren hier unter idealen Bedingungen eingelagert. Die Temperatur liegt zwischen 16° C und 18° C und es herrscht eine relative Luftfeuchtigkeit von 65 bis 70%.
Die Farbabstimmung und das Anbringen des Zigarrenringes
Um eine perfekte Präsentation der Zigarren zu erzielen, sortiert der Escogedor (Farbsortierer) sie in 65 verschiedene Farbschattierungen aus. Ein zweiter Escogedor sortiert die Zigarren in eine Zigarrenkiste ein, so dass die Farbtöne von dunkel bis hell von links nach rechts abgestuft sind. Er wählt auch die Seite der Zigarre aus, die sich beim späteren Öffnen der Kiste dem Auge präsentiert. Die Escogedores gehören zu den bestbezahlten Arbeitskräften in der Fabrik.
Die Anilladora (Beringerin) nimmt die Zigarren aus den Kisten, um sie mit Ringen zu versehen. Unter keinen Umständen darf sie die vom Escogedor gewählte Anordnung oder die Schauseite verändern. Die gefüllten Kisten werden nun mit dem Garantiesiegel der kubanischen Regierung versehen. Die Kisten selbst sind aus Zedernholz gemacht, damit die Zigarren weiter atmen und reifen können. Nach einem mehrjährigen Herstellungsprozess sind die Habanos nun bereit für ihre Reise in ein fernes Land, wo sie von Kennern freudig erwartet werden.