Anbau und Herstellung

Obwohl die Tabakpflanze nicht essbar ist, wird sie im grossen Stil angebaut. Der wissenschaftliche Name des Tabaks ist Nicotiana, er stammt vom französischen Forscher Jean Nicot. Der Tabak gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), wie z. B. auch die Tomate. Sie alle enthalten auch Nikotin, allerdings nur in geringer Konzentration. Charakteristisch für die Tabakpflanze ist die Pyramidenform, wobei sich die grösseren Blätter am unteren Teil und die kleineren Blätter am oberen Teil der Pflanze befinden. Die Farbe der Blüten variiert zwischen weiss und rosa.

Anbau

Die besten Zigarren-Tabake der Welt wachsen auf den Vegas der Karibikinsel Cuba in der Region Vuelta Abajo, in der Dominikanischen Republik in den Regionen Santiago und La Romana, in Nicaragua in den Regionen Esteli und Jalapa, sowie in Honduras in der Region Danli.

In möglichst lockeren Boden ausgesät, werden nur die besten und widerstandsfähigsten Samenkörner. Nach rund 90 Tagen erreichen die Tabakpflanzen im Januar die volle Reife. Für optimales Wachstum werden Seitentriebe und Blüten entfernt, damit die ganze Kraft in die Blätter fliessen kann. Stimmen alle Bedingungen, verwandelt sich ein kleines Samenkorn innerhalb von drei Monaten in eine Pflanze von bis zu 2 Metern Höhe, welche total 2.3 m² Tabak liefert.

Hauptanbaumethoden für Zigarrentabak sind para capas naturales und Tabaco del sol ensarto. Bei der ersten Anbaumethode wird der Tabak unter weissen Tüllschleiern gezogen, welche direkt nach dem Auspflanzen über die Felder gespannt werden. Somit wird übermässige Lichteinwirkung vermieden, schädliche Insekten bleiben fern und die Setzlinge sind vor Wind geschützt. Die kostbaren Deckblätter behalten so ihr seidiges und ebenmässiges Aussehen. Bei der zweiten Methode wird der Tabak der Sonne ausgesetzt, um eine grössere Vielfalt an Geschmacksrichtungen zu erhalten.

Ernte, Trocknung und Fermentation

Die Ernte beginnt im Januar und erstreckt sich über einige Wochen. Der Tabak wird von Hand in sechs Durchgängen gepflückt, von denen jeder etwa sieben Tage dauert. Geerntet wird von unten nach oben, jeweils nur zwei oder drei Blätter pro Durchgang. Durch den ganzen Ernteprozess hindurch wird jede Pflanze durchschnittlich 170-mal inspiziert.

Nach der Ernte werden Tabake an der Luft in Trockenschuppen, auch "curing barns" genannt, getrocknet. Dort werden sie mithilfe von Nadel und Schnur an Holzstangen (Cujes) bodennah befestigt und während des etwa 50-tägigen Trocknungsprozesses immer höher gehängt. Die Trockenschuppen sind nach Westen ausgerichtet, so dass die Sonne am Morgen das eine und am Nachmittag das andere Ende des Schuppens erwärmen kann. Temperatur und Luftfeuchtigkeit werden durch das Öffnen und Schliessen der Türen an beiden Enden geregelt.

Die nachfolgende Fermentation der Tabake geschieht in Burros, das sind Tabakhaufen. Die Tabakblätter werden dabei in Bündel (Gavillas) zusammengepackt und zu Stapeln gehäuft. Wenn die Temperatur des Tabaks über 35° Celsius steigt, löst man die Stapel auf und lässt die Blätter abkühlen, bevor sie wieder übereinandergeschichtet werden. Während rund 30 Tagen Fermentation nehmen die Blätter eine gleichmässigere Farbe an, Harze werden reduziert und Ammoniak und andere unerwünschte Bestandteile werden ausgeschieden.

Nach dieser ersten Fermentation werden die Hauptrippen der Blätter entfernt. Anschliessend werden die Blätter - je nach Verwendungszweck, Farbe, Grösse und Qualität - sortiert. Bei der zweiten Fermentation werden die Blätter wiederum in Bündeln zusammengefasst und in meterhohe Stapel eingefügt. Der Tabak durchläuft nun eine chemische Veränderung, die seinen Geschmack und sein Aroma vorteilhaft zur Geltung bringt, während die restlichen Fremdstoffe abgebaut werden. Die zweite Fermentation ist stärker als die Erste und dauert bis zu 60 Tage. Die Deckblätter werden übrigens am kürzesten fermentiert.

Nach also rund 3 Monaten und einigen Ruhetagen auf Belüftungsgestellen wird der Tabak dann zu Ballen (Tercios) gepresst, welche mit Palmrinde oder Bananenblättern umwickelt werden. Die Tercios werden bis zu mehreren Jahren, in Lagerhäusern aufbewahrt, bis sie von den Zigarrenfabriken benötigt werden. Durch die Lagerung wird Geschmack und Aroma des Tabaks noch weiter verfeinert.

Herstellung

Wenn dann der Zeitpunkt kommt, an dem die Tabakblätter für die Produktion benötigt werden, werden die Deckblätter befeuchtet und über Nacht aufgehängt. Das sorgt dafür, dass die Blätter glatt und geschmeidig für die Verarbeitung sind. Umblatt und Einlage benötigen dabei aber keine Befeuchtung. Am nächsten Tag entfernen die Entripperinnen (Despallidores) die Mittelrippen, indem sie die Tabakblätter halbieren. Anschliessend werden die Blätter von den Sortiererinnen (Rezagadoras) nach Grösse, Farbe und Struktur sortiert.

Danach kommen die Blätter in die Mischabteilung, wo unter strengen Sicherheitsvorkehrungen der Mischprozess stattfindet. Hier werden die sorgsam gehüteten Geheimrezepte für jede Marke aufbewahrt. Den Zigarrenrollern (Torcedores) werden Mischungen ausgehändigt, die sie anschliessend in der Galera zu fertigen Zigarren rollen. Ihr Arbeitsplatz ist ausgestattet mit einem Holztisch, einer scharfen Klinge (Chaveta), einer Guillotine und einem Töpfchen pflanzlichem Klebstoff. Ein Torcedor ist in der Lage, täglich etwa 120 Zigarren zu rollen, welche die vorgeschriebenen Längen und Durchmesser perfekt einhalten. Muster seiner Arbeit werden von Qualitätskontrolleuren regelmässig überprüft. Werden die Zigarren nicht für gut befunden, ist das für den Torcedor eine ernste Angelegenheit, denn er wird nach Stück bezahlt.

Von den Arbeitsplätzen kommen die Zigarren in den Escaparate (Klimaraum), der mit hohen Zedernholzregalen ausgestattet ist. Für mindestens drei Wochen, manchmal auch für mehrere Monate, werden die Zigarren hier unter idealen Bedingungen eingelagert. Die Temperatur liegt zwischen 16° C und 18° C und es herrscht eine relative Luftfeuchtigkeit von 65% bis 70%.

Verpackung

Um eine perfekte Präsentation für den Verkauf zu erzielen, sortiert der Escogedor (Farbsortierer) die fertigen Zigarren in 65 verschiedene Farbschattierungen. Ein zweiter Escogedor ordnet die Zigarren so in eine Zigarrenkiste ein, dass die Farbtöne von dunkel bis hell von links nach rechts abgestuft sind. Er wählt auch die Seite der Zigarre aus, die sich beim späteren Öffnen der Kiste dem Auge präsentiert. Die Kisten selbst sind aus Zedernholz gemacht, damit die Zigarren weiter atmen und reifen können.

Sind die Zigarren richtig angeordnet, nimmt sie nur noch die Anilladora (Beringerin) aus den Kisten, um sie mit den entsprechenden Banderolen zu versehen. Unter keinen Umständen darf sie die Anordnung oder die Schauseite verändern. In vielen Fällen noch mit einem Garantiesiegel versehen, sind die fertigen Zigarrenkistchen dann bereit für den Transport ins Empfängerland.